Wie ich zu meinem Goggo Roller kam ...

P6290024AEs muss so um das Jahr 1983 gewesen sein, als mein Vater per Zufall in einem Gespräch mit einem Arbeitskollegen erfuhr, dass dieser zuhause auf dem Bauernhof im Stadel unter den Kartoffeln einen alten Roller stehen hatte.

Mein Vater, der immer schon gerne mit Antiquitäten „schacherte“, war natürlich sofort interessiert, obwohl er von Motorrädern nicht viel verstand. Aber er erinnerte sich wohl an seine Jugend, als er mit einer NSU die niederbayrischen Dörfer unsicher machte.


Was ist das denn?

Nun, wie auch immer, eines Abends stand dieses rostige, zerfledderte Etwas im Hof und ich musste erst einmal laut Lachen. Was war das denn? Ein Kleinwagen mit nur zwei Rädern, ein Boot ohne Kiel oder das Gesellenstück eines Blechners? Aber ich habe mich auf Anhieb in das ulkig aussehende Blechmonster verliebt und fortan hatte mein Vater einen Verbündeten in Sachen Goggoroller!

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Voller Enthusiasmus begannen wir in den Tagen darauf, den Roller zu zerlegen und montierten die Blechteile ab, bis er nackt, wie Hans ihn schuf, vor uns stand. Ich muss nicht erwähnen, dass in dieser Zeit die Schule (11. Klasse) und die Hausaufgaben nur eine Nebenrolle spielten.
Obwohl auch ich noch nicht viel Erfahrung hatte mit dem Restaurieren von Oldtimern, hatte ich bis dato doch meist an meinem Mofa und später an meiner Vespa geschraubt, hatten wir keinerlei Scheu und legten einfach los.

Ran an die Arbeit!

Wir ließen die Sitzbank von einem befreundeten Sattler neu beziehen, ich baute mir im Garten mit Planen einen Sandstrahlplatz und strahlte dort, geschützt durch eine alten Motorradhelm und einem Arafat-Tuch vor dem Mund, die Blechteile.
Ich grundierte, schmiergelte und schleifte, lackierte, ja schweißte sogar. Alles was ich tat, tat ich zum ersten Mal - „Learning by doing“ in seiner reinsten Form!
Und für das erste Mal waren die Ergebnisse gar nicht so übel!

Stück für Stück bauten wir den Roller neu auf. Wenngleich auch für große Teile-Austausch-Aktionen nicht das nötige Budget da war, haben wir viele Teil mit Liebe und Hingabe wieder aufgemotzt und Instand gesetzt.

In all der Zeit aber hatten wir das Herzstück des ganzen, den Motor noch kein einziges Mal laufen lassen. Meine Mutter, die uns oft von der Terrasse aus zusah, machte sich immer einen Spaß und zog uns damit auf, dass wir so viel Zeit vertun und der Roller am Ende nie laufen würde. Sie sollte eines besseren belehrt werden. Eines Tages nämlich kam mein Onkel vorbei, der KFZ Mechaniker war, brachte eine 6 Volt Batterie mit, schloss sie an, zog mit einem feinen Schmiergelpapier den Unterbrecher zweimal durch, Benzin in den Tank, zweimal gekickt und schon knatterte und ratterte der ILO, dass es eine Freude war. 20 Jahre unter den Kartoffeln konnten ihm nichts ausmachen! Nun musste sich auch meine Mutter geschlagen gebe und zollte Respekt!

 

Und er läuft noch immer ...

Den Roller dann auf die Straße zu bringen war aber dennoch ein weiter Weg, mal abgesehen von den Schwarzfahrten in den Wohngebietssträßchen. Es stellte sich heraus, dass der Motor bedingt durch die lange Standzeit doch recht rau lief - Kurbelwellenlager und Pleuellager hatten einen Standschaden  und auch der hintere Zahnkranz war mehr als abgefahren. Die notwendigen Kontakte und auch das notwendige Geld für die Instandsetzung hatte ich damals nicht.

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Mein Vater schenkte mir den Roller dann zum Abi und es sollten noch Jahre vergehen, bis der Roller auch technisch soweit war, dass der TÜV seinen Segen geben konnte. Vor allem das Pleuellager war schwierig zu ersetzen, ich ließ dies in einer Fachwerkstatt in Frankfurt durchführen und selbst die hatten alle Mühe damit. Wir versuchten dann gemeinsam über ein Jahr lang einen Übermaßkolben zu bekommen, da der alte zu Kolbenkippen neigte. Auch ein schwieriges Unterfangen. Schlussendlich klappte es dann doch irgendwann und ich bekam TÜV und meldete den Roller an.
Dennoch benutze ich ihn heute nur noch für kleinere Ausfahrten und bewege ihn wenig.

Aber den Zustand lasse ich so, wie ich Ihn damals restauriert habe, weiß Gott nicht perfekt, aber eben mein erster alter Roller!

Schöne Rollergrüße
Thomas Kreuzer
www.alte-roller.de

 

PS: Mein beruflicher Werdegang führte in die Elektronik und in die Computerei (Neudeutsch „IT“). Daher entstand aus meiner Liebe zum Goggoroller und zu alten Rollern, schon früh das Webprojekt www.alte-roller.de. Es macht mir viel Spaß, Kontakt vor allem zu den ausländischen Besitzern von Goggo & Co zu halten und wenn immer möglich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Kaum zu glauben, wo es die Roller alle hin verschlagen hat! Ich freue mich immer darüber alte Fotos und Geschichten zu all den zweirädrigen Gefährten zu erhalten, die damals das Tor zur großen weiten Welt aufstießen.

Wer immer dazu beitragen möchte, kann mir seine Fotos, Geschichten, Tipps und Tricks einfach an "redaktion (ät) alte-roller.de" schicken.

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