Restauration 200-I, Helmut Keil

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Restaur.01Helmut Keil und sein Sohn wagen sich an die Komplettrestauration eines Goggrollers 200-I, der 30 Jahre lang in einer Scheune unter Stroh und Heu schlummerte.
Die Restauration zieht sich über 3 Jahre, von 1995 -1997 hin.
Hierzu ein Bericht und eine Fotodokumentation.

Restaurierung Goggo - Roller 1995-97

hke_IMGP0432 Hersteller
Hans Glas GmbH ISARIA Maschinenfabrik, Dingolfing / Bayern
Techn. Daten
Modell 200-I, Baujahr 1954
ILO Motor M 200 V, 200 cm³, 9,5 PS
SIBA Zündlichtanlage 12V, Elektro Starter
Reifen 4,00 x 8“ Halter
Helmut Keil Dipl.-Ing. Architekt BDB (17.01.1947)

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Region: Raum Marburg / Gießen



Zur Historie
  • 1961 wurde durch meinen älteren Bruder der erste Goggo Roller angeschafft, Kaufvertrag vom 30.07.1961.
  • 09/1964 Kauf einer BMW Isetta durch meinen Bruder.
  • 12/1964 Stilllegung BMW Isetta wg. Motorschaden.
  • 01/1965 der Goggo Roller wurde von mir übernommen. (Führerschein, 18J.)
  • 11/1965 Kaufvertrag Goggo Coupe v. 22.11.65 durch meinen Bruder.
  • 09/1966 Goggo Coupe wurde am 09.11.1966 stillgelegt.
  • 03/1967 Goggo Roller wurde durch mich am 20.03.1967 stillgelegt und in unserer Scheune unter Heu und Stroh eingelagert.
  • 1967 kaufte mein Bruder einen GLAS 1700, welcher von uns ca. 3 Jahre lang gemeinsam genutzt wurde.

Damit endete vorläufig die Freundschaft mit Glas Fahrzeugen,
... jedoch nicht ganz.



Ca. 30 Jahre später tauchte nach Abriss unserer alten Scheune plötzlich wieder der Goggo Roller auf. Danach stand er noch einige Zeit im Stallgebäude und wartete auf die Verschrottung. Eines Tages kam dann mein Sohn auf die Idee dieses kuriose Teil doch noch mal zum Laufen zu bringen.
Dies war so Anfang 1995, Roller waren ja mittlerweile auch für die jungen Leute wieder aktuell wo jahrelang doch keiner etwas von Roller wissen wollte.

Nun zu den Startvorbereitungen, nach kurzem Check stellte sich heraus dass Restaur.01 der Motor noch drehte, Rostschäden waren während des Scheunenschlafes keine hinzu gekommen. Die Grundsubstanz war eigentlich noch ziemlich OK.
Nun fehlte nur noch Sprit im Tank sowie eine Zündkerze.
Zum starten wurde der 100A Accu von Opas Schlepper herbeigeholt. Nach Anschließen und einigen Startversuchen mit dem El.-Starter waren wir alle ziemlich erstaunt als das „Ding“ plötzlich zu laufen begann. Nun wurden die ersten Runden auf dem Hofe gedreht. Viele Erinnerungen von vor 30 Jahren, auch einige Chrashs waren plötzlich wieder bildlich vor einem.
Verschrotten war vorläufig erst Mal abgesagt. Nach einigen Wochen Bedenkzeit wurde dann die Idee einer professionellen Total-Restaurierung geboren.

Für die Technik, Elektro und Motor war mein Sohn zuständig. Für die Karosse ausbeulen schleifen, entrosten war ich zuständig. Alles wurde Komplett zerlegt bis auf die letzte Schraube. Sämtliche Schrauben wurden in Edelstahl ersetzt.
Alle Kabel wurden neu verlegt. Selbst an die Endlackierung hatten wir uns gewagt was auch prima geklappt hat. Jedoch am nächsten Morgen kam die Überraschung.

Feine Staubfusseln und Mücken hatten sich auf den lackierten Teilen niedergelassen. Es ist uns nicht gelungen eine noch so saubere Garage Staub und Mückenfrei zu bekommen. So wurde dann beschlossen die Endlackierung in einem Autolackierbetrieb durchführen zu lassen.

Eine Fotodokumentation der Restaurierung gibt es in unserem Bildarchiv!
Die einzelnen Bilder sind mit kurzen Texten dokumentiert!
Hier der direkte Link!

Fronhausen / Lahn im Januar 2006.
Helmut Keil



Die Bilddokumentation hier nocheinmal in der Übersicht!

Bild 1, 2, u.3:
Vor der Restaurierung
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Bild 4 u. 5:
Die ersten Teile vom Blechkleid sind demontiert. Vorderachsschwinge und Lenksäule liegen frei.
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Bild 6:
Blick in den Elektrokasten und das Batteriefach hier ist ziemlich viel Rost.
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Bild 7:
Das Blechkleid ist soweit abgebaut, Motor und Hinterrad liegen frei.
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Bild 8
Nur noch der nackte Rahmen mit Motor.
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Bild 9
Der demontierte Motor von der Antriebsseite. SIBA Dynastartanlage bereits abmontiert. Ebenfalls Zylinder und Kolben.
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Bild 10
Das Motorgehäuse ist geöffnet. Kupplung und die Antriebsseite liegen frei. Die Motordichtung ist ziemlich zerbröselt. Hier ist eine Neue angesagt.
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Bild 11:
Turbinenrad und Gehäuse der SIBA-Startanlage sind gereinigt. Die Felge mit dem Antriebsritzel und der Bremstrommel sind entrostet.
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Bild 12:
Die Hinterachsschwinge ist entrostet und mit FERTAN Rostumwandler behandelt worden.
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Bild 13:
Hier nur noch der nackte Rahmen mit Vorderrad. Zustand war noch OK. Es ist kaum Rost vorhanden.
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Bild 14:
Der ausgebaute ILO-Motor M200-V wartet auf das zerlegen und überholen.

Bild 15:
Der Rahmen mit seinen vielen Ecken und Kanten hatte mehrfachen dicken Farbauftrag. Ein beschleifen erwies sich als sehr Zeitaufwendig. Hier entschieden wir uns den gesamten Rahmen sandstrahlen zu lassen. Das Ergebnis sah sehr edel aus.

Bild 16:
Die Vorderachsschwinge habe ich selber lackiert. Der Stoßdämpfer ist neu und wurde mit den Federn rot lackiert.

Bild 17:
Jede Menge restaurierte Einzelteile. Zylinder, Kolben, Bremsbacken wurden neu belegt, die fertig lackierten Bremstrommeln, die noch nicht lackierten Ankerplatten der Bremsen, Stossdämpfer, die Vorderachsschwinge. Neu verchromt wurden der Lenker, der Original Lichtschalter, der Lufthebel, der Gepäckträger, das Rücklicht und diverse Kleinteile.

Bild 18:
Für den Motor wurde ein Ersatz- Rumpfmotor verwendet. Der Alte Originalmotor hatte einen Kurbelwellen Lagerschaden. Verwendet wurden jedoch der Kolben mit Zylinder, die alten Kupplungsscheiben, sowie die SIBA Dynastartanlage. Zu sehen beide Motoren von der Antriebsseite aus mit Kupplungsgehäuse.

Bild 19:
Beide 8“ Räder neu lackiert und zusammengebaut. Die Decken sind neu und haben sogar das alte Originalprofil wie am Ersatzrad. Das Goggo-Logo wurde von einem Mitglied des Glasclubs nachgebaut.

Bild 20:
Fertig restaurierte Teile wie Räder, der frisch gestrahlte Zylinder, Kolben, sowie alle Teile der SIBA Dynastartanlage.

Bild 21:
Die alte Karosse wurde ausgebeult und gerichtet. Der vordere Teil hatte aus meiner Jugendzeit einige Blessuren hinnehmen müssen.

Bild 22:
Lackieren des sandgestrahlten Rahmens und zusammenbauen der fertig montierten Vorderachsschwinge.

Bild 23:
Hier der montierte Anker der SIBA – Dynastartanlage. Der Motorblock gereinigt und poliert.

Bild 24:
Das Blechkleid ist gerichtet, ausgebeult, mit Fertan-Rostschutz behandelt und mit Grundierung für die Spachtel- und Lackarbeiten in der Lackiererei vorbereitet. Fertan ist übrigens ein Super Material.

Bild 25:
Vorder- und Hinterradschwinge sind am fertig lackierten Rahmen montiert.

Bild 26:
Die neuen Fußleisten , Alu-Profile mit Gummileiste werden auf dem Boden des fertig lackierten Beinschildes montiert.

Bild 27:
Der fertig montierte Motor ist im Rahmen eingebaut.

Bild 28:
Die fertig lackierte Vorderradhaube. Die alte Original Stoßstange wurde entrostet und neu verchromt. Die alte Alu Zierleiste wurde auf Hochglanz poliert. Das Goggo Logo ist eine Nachfertigung eines Clubmitgliedes.

Bild 29:
Das Beinschild ist am Rahmen montiert. Der alte Goggo Schriftzug aus Alu wurde poliert und mit Mini Gewindeschrauben am Beinschild montiert. Bowdenzüge und der Kabelbaum sind am Rahmen montiert. Die Flächen des Beinschildes innerhalb der Radhaube und die Gabel wurden mit warmem Flüssigwachs imprägniert.

Bild 30:
Endmontage auf dem Teppichboden des Wohnzimmers, das ja nichts verkratzt wird.

Bild 31:
Die gesamte Vorderradeinheit mit Bremse Federung und Stossdämpfer ist montiert. Der Lenker mit Lenkerkopf und Bedienungshebeln ist ebenfalls montiert. Der alte Lenker wurde neu verchromt, die Alu Bedienungshebel neu poliert.

Bild 32:
Die gesamte Hinterradeinheit ist an der Schwinge mit Federung und Stossdämpfer montiert. Ebenfalls das gesamte Motorzubehör und der Kettenantrieb. Tank und Elektrokasten sind am Rahmen montiert.

Bild 33:
Die aufgeklappte Armaturentafel mit Tacho, Uhr und Zündschloss.

Bild 34:
Hier ist der Lampenkopf schon montiert. Das Vorderteil schon fertig. Jetzt sieht man
auch schon was es werden wird !!!

Bild 35:
Die noch unbehandelten Seitendeckel. Nach Montage der Rohkarosse wurden diese angepasst gerichtet und dann lackiert. So wurden auch die anderen Bauteile etappenweise angepasst und dann lackiert. So waren wir sicher das die fertig lackierten Teile ohne Nachbesserungen auch passen.

Bild 36:
Hier die fertig lackierten Seitenteile die Zierleisten wurden mühsam gerichtet, poliert und
wieder angebaut. Fußleisten und Bullaugen sind Nachfertigungen eines Clubmitgliedes.

Bild 37:
Was ist passiert, der fertig montierte Motor wieder zerlegt ?? Und das nach einer Saison. Es stellte sich nach einiger Zeit heraus das der alte Motor Probleme machte. Der gesamte Motor wurde neu überholt, ausschleifen des Zylinders, ersetzen aller Lager und Dichtungen des Motors. Die gesamte Formdichtungen wurden selbst neu hergestellt. Die Motorteile wurden auf den Kopierer gelegt und so direkt auf die Dichtungen übertragen. Bei dickeren Dichtungen wurde erst eine Zwischenkopie auf Papier erstellt, ausgeschnitten und auf die Dichtung übertragen. Für Ersatz wurde noch ein Satz Papierkopien erstellt.

Bild 38:
Die beiden Hälften des Rumpfmotors. Neue Lager sind schon eingebaut.

Bild 39:
Die Antriebseite des Motors mit Kurbelwelle.

Bild 40:
Hier das fertig montierte Getriebe. Die Schwungmasse der Kurbelwelle mit Originalaufdruck : ILO Goggo 200 „Siba“ Schon aufgeklebt die selbst gefertigte Kopie der Dichtung.

Bild 41:
Hier die beiden Motorhälften mit Dichtungen. Zylinder und Zylinderkopf sowie der alte defekte Kolben, das Kurbelwellenlager mit neuer Gleitringdichtung.

Bild 42:
Der montierte Motorblock von der Kupplungsseite. (links)

Bild 43:
Der Zylinder neu ausgeschliffen mit neuem Kolben.

Bild 44:
Der Motor von der Getriebeseite mit montierter SIBA Dynastartanlage.(rechts)
Bis zum Beginn der warmen Jahreszeit war der Roller wieder startklar.