Restaurationsbericht NSU Lambretta 125

NSU Lambretta 5 "Was zunächst im Sommer 2003 mit dem Vorsatz nur den Lack und Chrom aufzupolieren begann, führte  Michael Lübbeke dann zu einer Komplettrestauration seiner 49 Jahre alten NSU Lambretta.
Das Ergebniss kann sich sehen lassen - eine rote, elegant linierte Lambrette im Neuzustand!"


Modellhistorie

Die Lambretta war ursprünglich eine Entwicklung der italienischen Firma Innocenti und wurde dort seit 1945 entwickelt und gebaut und im Jahr 1950 dann von NSU als Lizenzbau gebaut. Von 1951 bis 1954 baute NSU die Lambretta dann als 123ccm Variante mit 4,5PS selbst. Die Lambretta gab es sowohl mit Kickstarter als auch mit einer Dynastart-Anlage, die einen komfortablen Start mittels Zündschlüssel erlaubt.

Ab 1954 wurde der Hubraum und damit auch die Leistung der Lambretta auf 146ccm und 6,2PS erhöht, ab diesem Zeitpunkt entfiel der Kickstarter komplett.
1956 wurde die Produktion der Lambretta eingestellt.
Es folgt die Prima, eine Eigenentwicklung von NSU auf Basis der bisherigen Lambretta.

Restauration meiner Lambretta
NSU Lambretta 1Angefangen hat die Geschichte zwischen mir und meiner Lambretta im Frühjahr/Sommer 2003. Sie befand sich in einem kompletten und dem Alter entsprechend guten Zustand, allerdings wusste ich bis zum Ende der Restauration nicht, ob der Motor wirklich läuft, nur dass er Kompression hat.
Zunächst wollte ich nur den Lack und die Chromteile ein wenig aufpolieren, die verdreckten Motorteile reinigen und so fahrfertig machen.
Mit jedem Teil mehr, welches ich zerlegte wurde mir aber klar, dass es bei einer damals 49 Jahre alten Dame Zeit ist, mehr als nur die Hülle erstrahlen zu lassen. Und so beschloss ich die Komplettrestauration mit Allem was dazu gehört.

Zunächst wurde der Autoroller, so wurde die Lambretta seinerzeit genannt, in alle Einzelteile zerlegt und mit entsprechenden Fotos dokumentiert.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es noch deutlich mehr Fotos hätten sein müssen.

NSU Lambretta 2Die ersten Teile wurden gereinigt und aufpoliert, so dass sich schnell die ersten Erfolgserlebnisse einstellten. Der komplette Antrieb war in eine mehrere Millimeter dicke Schicht aus Dreck, Öl und Zweitaktermischung gehüllt, was einiges an Zeit, Mühe und Backofenreiniger erforderte, ehe man die metallischen Bestandteile darunter erkennen konnte. Tja, und zu diesem Zeitpunkt stand dann erst mal eine erste schöpferische Pause aufgrund persönlicher Veränderungen an, so dass alle Teile fein säuberlich in mehreren Kisten im Keller verschwanden. Doch schon bald konnte ich weiter machen und die ersten Kleinteile wurden gesandstrahlt und zusammen mit dem Rahmen lackiert. In der Zwischenzeit war ich ständig auf der Suche nach Dokumentationen über den damaligen Originalzustand, Farben, Zubehör etc.

Und parallel dazu auf der Suche nach einem guten Galvanikbetrieb, um die vielen Chromanbauteile zu neuem Glanz zu erwecken. Dieser fand sich dann letztlich in der Tschechei, wo zu einem fairen Preis eine fantastische Arbeit geleistet wurde. Als nächstes war der Tank dran, welcher innen komplett gereinigt und entlackt wurde, um dann komplett versiegelt zu werden. Außerdem wurde der Benzinhahn neu abgedichtet und alle Dichtungen rund um den Tank ersetzt. Somit konnte also endlich angefangen werden die ersten kleinen Schritte des Wiederaufbaus zu machen, also den Tank in den Rahmen zu bauen. Parallel dazu wurde der komplette Antrieb gereinigt, mit neuen Schmierstoffen versorgt, alle äußeren Dichtungen gewechselt, die Kupplung getauscht und die Kolbenringe erneuert. Somit konnte dann also auch der Antrieb eingebaut werden. Der Auspuff war glücklicherweise in sehr gutem Zustand, wurde innen mit Hilfe von Kieseln und Schrauben von Ablagerungen befreit und fertig. Allerdings musste der Krümmer erneuert werden, da dieser durchrostet war. Hier wurde durch eine Edelstahllösung Ersatz geschaffen. Und so wurde dann Teil für Teil wieder alles montiert: die Vorderachse inkl. Federung, Lenker und Lenkkopf. Die Bremsen wurden mit neuen Belägen versehen, die Lager der Räder getauscht und alles gut abgeschmiert.
NSU Lambretta 4Zu diesem Zeitpunkt stand die Lambretta dann endlich wieder auf eigenen Reifen und einem ersten Versuch den Motor laufen zu lassen stand nichts mehr im Weg.
Und tatsächlich, nach einigen Umdrehungen zündete das Gemisch und der Motor lief wie ein Uhrwerk. Die lange Suche nach einem guten Lackierer, der auch noch eine Linierung wie vom Original herstellen kann führte mich zu einem Liebhaber, der mit Leidenschaft aus dem alten Blech eine strahlende neue Hülle zauberte, und das zu einem humanen Preis.

Also konnte der Aufbau weiter gehen und mit der Montage der Karosse war der größte Teil geschafft, wobei auch die vielen Kleinigkeiten nicht zu unterschätzen sind.

Jetzt wurden noch die Sitze neu bezogen, die Elektrik komplett erneuert, die Seilzüge ersetzt und eingebaut, so dass die Lammi dann nach ca. 4 Jahren Restaurationszeit endlich fertig wurde.

NSU Lambretta 5Im Nachhinein betrachtet liest sich dies alles so leicht, allerdings lag die Tücke allzu oft im Detail und kostete nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.

Nach einigen Testfahrten und vielen kleinen Nachstellarbeiten war es dann Zeit dem TÜV ins Auge zu schauen, wobei sich dieser Termin als völlig unkritisch erwies.
Viel schlimmer war hingegen der Gang zur Zulassung, welcher noch einmal viele Nerven erforderte, letztlich dann aber doch zum lang ersehnten H-Kennzeichen führte.

Und mit einer Lambretta zu fahren ist einfach ein Genuß, der jedes Mal auf’s Neue für alle Mühen entschädigt. Wer Fragen zur Lambretta oder zur Restauration einer solchen hat kann mir gerne mailen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!