Die Bremsanlage

Wichtiger noch als das Beschleunigen ist das Abbremsen. Die Bremsanlage gehört daher zu den wichtigsten Bauteilen an einem Fahrzeug. Was man hier alles zu beachten hat, lesen Sie in nachfolgendem Bericht.

Wartung und Pflege der Bremsanlage

Achtung!
Arbeiten an der Bremse nur mit der nötigen Erfahrung; sonst nur vom Fachmann vornehmen lassen!!

Der Aufwand für die Wartung einer Bremsanlage ist nicht sehr groß. Da die einwand­freie Funktionsfähigkeit der Bremsen allerdings lebenswichtig ist, führen Sie die Ar­beiten an Ihrer Bremsanlage nur dann selber durch, wenn Sie erfahren genug sind.

Grundlegende Hinweise bei Einsatz von Bremsflüssigkeit
Mischen Sie in keinem Fall die Bremsflüssigkeit „DOT3" bzw. „DOT4" mit der Bremsflüssigkeit „DOT5". Dieses Gemisch kann die gesamte Bremsanlage zer­stören.
Tipp: Markieren Sie am Ausgleichsbehälter, welche Bremsflüssigkeit sich im Brems­system befindet.+

Neue Bremsbeläge müssen auf den ersten 200 Kilometern vorsichtzig eingebremst werden. Vermeiden Sie während dieser Zeit unnötige Gewaltbremsungen.

Seilzüge sollten immer etwas Spiel aufweisen, damit die Bremse nicht durch eine Dauerspannung strapaziert wird. Oft ist das einzustellende Spiel in der Repara­turanleitung oder in einem Werkstatthandbuch beschrieben.

Stellen Sie die Bremshebel in ihrer Richtung auf Ihre persönliche Sitzposition und größe ein. Der Handbremshebel sollte eine gerade Verlängerung des Armes darstellen!

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Scheibenbremsen

Im Ausgleichsbehälter muß sich immer ausreichend Bremsflüssigkeit befinden.

Selbst bei hermetisch verschlossenen Bremssystemen zieht Bremsflüssig­keit nach einiger Zeit Wasser. Dadurch wird der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit herabgesetzt, was bei einer zu heißen Bremse zu Blasenbildung führen kann. Da sich Luft sehr viel leichter komprimieren läßt als Bremsflüssigkeit, kann dies u.U. zum Versagen der Bremse führen! Aus diesem Grund sollte spätestens alle zwei Jahre die Bremsflüssig­keit gewechselt werden!

Die Bremsscheiben müssen sauber sein. Verunreinigungen wirken nämlich wie ein Schmierfilm. Besondere Vorsicht ist bei der Benutzung von Reinigungsmit­teln geboten, die eine rückfettende Wirkung haben (z. B. Antikorrosionssprays).
Es muß immer genügend Bremsbelag vorhanden sein (Mindestrestdicke: 2 mm). Als Meßpunkt gilt immer die dünnste Stelle des Belages. Wenn die Beläge abge­fahren sind, wird die Bremsscheibe von dem Belagträger beschädigt und muss dann unbedingt ausgetauscht werden!

Sollten Ihre Bremsen quietschen, hilft eine dünne Schicht Kupferpaste zwischen dem Belagträger und dem Bremskolben.

Trommelbremsen
Kontrollieren Sie Bowdenzüge und Bremsgestänge auf ihre Funktionsfähigkeit. Das Bremsgestänge sollte leichtgängig und nicht deformiert sein.
Bei der Wartung dieser Bremsanlagen kommen Sie um einen Ausbau von Rad und Bremsankerplatte leider nicht herum, da die Bremsbeläge sich in der Trom­mel befinden.

Der Ausbau ist jedoch recht einfach:
Wenn das Rad ausgebaut ist und das Gestänge bzw. der Bowdenzug gelöst ist, läßt sich die Bremsankerplatte sehr leicht ausbauen. Jetzt liegen die Trommel und die Beläge frei und können kontrolliert werden.
Auch hier bitte auf ausreichend Bremsbelagdicke achten (Mindestrestdicke: 2 mm). Als Meßpunkt gilt immer die dünnste Stelle!
Planen Sie die Bremstrommel mit einem Schmirgelpapier der Stärke 80 bis 120.
Vor dem Wiedereinbau reinigen Sie bitte die Trommel mit einem Bremsenreiniger. Achten Sie beim Reinigen der Bremsen darauf, keinen Bremsstaub einzuatmen, da dieser - vor allem bei älteren Motorrädern - asbesthaltig sein kann.

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Wechseln der Bremsflüssigkeit
Wie bereits erwähnt, darf sich im Bremssystem keinerlei Luft befinden. Daher müssen die Bremsen nach dem Wechsel der Bremsflüssigkeit entlüftet werden. Hierfür gibt es spezi­elle Entlüftungsgeräte, Sie können sich aber auch mit einem transparenten Schlauch und einem Glas behelfen. Denken Sie bitte daran, daß auch alte Bremsflüs­sigkeit zu Sondermüll zählt und ordnungsgemäß entsorgt werden muß. Bewahren Sie deshalb beim Kauf immer den Kassenzettel auf, damit Sie die alte Bremsflüssigkeit dem Händler zur Entsorgung zurückgeben können!

Unter keinen Umständen darf Schmutz in den Bremskreislauf gelangen. Deshalb müssen Sie penibelst auf einen sauberen Arbeitsplatz und auf eine saubere Arbeits­weise achten. Verwenden Sie z. B. keine fusselnden Lappen, reinigen Ihre Hände gründlich oder tragen Gummihandschuhe.
Beachten Sie, daß die Bremsflüssigkeit stark säurehaltig ist und deswegen Lack sehr schnell angreift. Sollte sie also z. B. auf den Tank spritzen oder auf andere lackierte Teile, spülen Sie sie mit viel Wasser ab.

Um die Bremsflüssigkeit wechseln zu können, muß sich der Ausgleichsbehälter in der Waagerechten befinden. Sichern Sie also den Lenker, damit er während des Arbeits­vorganges nicht einschlagen kann.
Entfernen Sie den Deckel des Ausgleichsbehälters, und legen Sie ihn an einen sau­beren Platz.
Setzen Sie einen passenden Schlüssel an der Entlüftungsschraube auf dem Brems­sattel an! (Verwenden Sie hier am besten einen Ringschlüssel)
Entfernen Sie die Staubkappe vom „Entlüftungsnippel", und montieren Sie einen pas­senden transparenten Schlauch.

Öffnen Sie nun die Entlüftungsschraube. Durch Betätigen der Bremse können Sie
jetzt die alte Bremsflüssigkeit in das dafür bereitgestellte Gefäß „abpumpen".
Wenn Sie die alte Bremsflüssigkeit bis zur unteren Markierung im Ausgleichsbehälter abgepumpt haben, können Sie bereits anfangen, neue Bremsflüssigkeit nachzufül­len. Somit vermeiden Sie weitestgehend die Bildung von Luftblasen im Bremssystem.
Pumpen Sie so lange ab, bis nur noch neue Bremsflüssigkeit aus dem Bremssystem läuft. Sie erkennen das daran, daß neue, „frische" im Gegensatz zu der milchigen, alten Bremsflüssigkeit ganz klar ist.

Jetzt können Sie die Entlüftungsschraube wieder schließen.
Füllen Sie den Ausgleichsbehälter erneut mit frischer Bremsflüssigkeit auf und achten Sie während des Entlüftungsvorganges immer darauf, daß sich dort ausreichend Brems­flüssigkeit befindet.
Betätigen Sie nun den Bremshebel so lange, bis Sie spüren, daß sich Druck aufbaut. Halten Sie den Hebel in dieser Position und öffnen Sie die Entlüftungsschraube und zie­hen Sie den Bremshebel jetzt ganz durch. Lassen Sie den Hebel ganz durchgezogen und schließen die Entlüftungsschraube wieder.
Dann lassen Sie den Bremshebel wieder los und wiederholen diesen Vorgang so lange, bis aus dem transparenten Schlauch nur noch Bremsflüssigkeit ohne Luftbla­sen austritt.
Diese Wiederholungen müssen sehr schnell hintereinander erfolgen, da die Luftbla­sen immer wieder in Richtung Ausgleichsbehälter aufsteigen und man sie sonst im­mer wieder von ganz oben „runterpumpen" muß.

Damit Sie schnell arbeiten können, empfehlen wir Ihnen, diese Arbeit zusammen mit einem Helfer durchzuführen.

Bei der Entlüftung von Stahlflexleitungen, die einen sehr geringen Innendurchmesser haben, sind die Luftblasen so winzig klein, und steigen so schnell auf, daß man in diesem Fall bei der Entlüftung nicht ohne Bremsenentlüftungsgerät auskommt.

Wenn Sie die Bremse entlüftet haben, ziehen Sie die Entlüftungsschraube wieder fest (Achtung: nicht zu fest anziehen, da konisch), montieren den Staubdeckel und den Deckel am Ausgleichsbehälter.
Kontrollieren Sie abschließend ganz genau den korrekten Sitz aller betreffenden Bauteile!

Wenn Sie Ihre Motorrad nach der Winterpause wieder aktivieren, empfehlen wir Ihnen, die Bremse auch dann zu entlüften, wenn das Wechsel-Intervall von 2 Jahren noch nicht ansteht, da die Bremsflüssigkeit während der Winterzeit möglicherweise termisch sehr stark belastet wurde.

Wie gesagt, wer sich nicht sicher ist, bei der Wartung der Bremsen - Hände weg und überlassen Sie die Arbeiten einem Fachmann!