Motorenöl - früher und heute

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Eine vergleichende Betrachtung der Entwicklung des Motoröls von früher bis heute. Denn, nicht immer muss das beste und modernste Öl auch das geeignetste Öl für Ihren Oldtimer sein!


Früher waren viele Motoröle bei hohen Temperaturen sehr dünnflüssig und bei Kälte sehr zähflüssig. So gabe es damals "Winter- und Som­meröle".

Allerdings war bei damaliger Motorenbauweise genug Luft zwischen den Bau­teilen, so daß auch ein zähes Öl noch alle Schmierstellen erreichen konnte.

Die Anforderungen an die Öle sind heutzutage jedoch enorm gestiegen:

  • Nur noch eine Ölsorte für alle Jahreszeiten soll verwendet werden können
  • Durch geringe Toleranzen in der Motorenbauweise darf das Öl bei Kälte nicht mehr zäh sein.
  • Enorm hohe Temperaturen und Drehzahlen moderner Motoren stellen eine weiter Anforderung dar. Das Öl darf weder verbrennen, verdampfen oder schäumen, und ganz wichtig, der Schmierfilm darf nicht reißen.
  • Hoher Ölverbrauch und kurze Ölwechselintervalle stellten früher keine großen Anforderungen an die Haltbarkeit des Öles. Heute dagegen ist das ganz anders: der Ölverbrauch sollte gleich Null sein und die Wechselintervalle sind wesentlich länger!
  • Die heute gängige Leichtbauweise der Motoren erfordert wesentlich höheren Aufwand bei der Temperaturableitung als früher. Dicke Zylinderwände, verhältnissmäßig große Kolben und massive Bauweise waren hierbei wesentlich anspruchsloser. Heute dagegen müssen zusätzliche Ölkühler für erträgliche Temperaturen sorgen.
  • Ablagerungen, Korrosion und Verschleiß waren natürlich auch früher schon unerwünscht. Doch heute reagieren die oft filigranen Motorenbauteile erheblich empfindlicher auf Ablagerungen, und die Verschleiß Grenzwerte sind längst nicht mehr so weit gefasst. Das erfordert ein Öl mit geringen Ablagerungen und extrem hoher Schmierfähigkeit gegen Verschleiss und Reibungsverluste.

So entwickelte sich die Motorenöl von Anno-Dazumal zum High-Tech-Produkt!

Die Schmierstoffindustrie hat Öle entwickelt, die bei ganz verschiedenen Temperaturen nahezu immer die gleiche Viskosität (=Zähflüssigkeit) besitzen. Diese nennt man Mehrbereichsöle.
Da es aber verschiede Mehrbereichsöle gibt (je nach Anforderung oder Qualität), mußte eine neue Norm geschaffen werden.

Viskosität SAE 20W-40 zum Beispiel bedeutet, dass nach den Ölzähflüssigkeitsnormen der Society of Automotive Engineers das Öl im Winter einen Wert von 20 besitzt und bei 100° Celsius eine Wert von 40 hat.

Anhand diese Bezeichnung kann man nun schon sehr viel leichter feststellen, ob das Öl passend für den jeweiligen Motor ist.

Was aber bedeutet nun dieser Code "20W-40"?
Die SAE-Werte geben Auskunft darüber, wie verhältnismäßig dünn im Winter bzw. wie verhältnismäßig dick bei Hitze das Öl ist.
Bei Winterbedingungen gehen die Werte von 0W (dünn), 5W, 10W, 15W, 20W, 25W (dick) und bei 100°C von 20 (dünn), 30, 40, 50, 60 (dick).



Mineral- und Synthetiköl

Mehrbereichs-Motorenöl können sich im Preis stark unterscheiden.
Es gibt 5-Liter-Kanister für 10.-€, aber auch 1-Liter-Flaschen für deutlich mehr Geld. Der Preisunterschied kommt durch den Herstellungsaufwand für das Öl zustande. Das billige Öl ist ein auf mineralischer Basis mit relativ geringem Aufwand hergestelltes Produkt. Es muß keinesfalls schlecht sein, zumal auch solche Öle meist schon diverse aufwertende Zusätze ent­halten. Das teuere Öl ist auf synthetischer Basis hergestellt. Durch chemische Zusätze werden Molekülketten verschiedener Öle völlig neu gestaltet und zusammengefügt, kein Additiv (Zusatz) wird ausgelassen und vieles mehr.

Hier sind Synthetiköle den Mineralölen überlegen: Viskositäts-Temperatur-Verhalten, Oxidationsver­halten, Verdampfungsneigung, thermische Belastbarkeit, Ansprechverhalten der Additive, Bindung von Schwerstoffen (erheblich weniger Ablagerungen), reinigende Wirkung (Wascheigenschaft) u.a..

Wichtig Information bei der Verwendung moderner Öle für alte Motoren:
  • Ablagerungen in älteren Motoren haben oft auch eine dichtende Wirkung! Aufgrund der erhöhten „Wascheigenschaften" des Synthetiköls werden diese dich­tenden Ablagerungen u. U. gelöst. Dies kann Undichtigkeiten verursachen.
  • Zumindest in der ersten Zeit ergeben sich kürzere Ölwechselintervalle durch die erhöhten Wascheigenschaften.
  • Bei Motorrädern älteren Baujahres kann ein Kupplungsrutschen auftreten, auf­grund der besseren Schmiereigenschaften und der - bei älteren Maschinen leider oft - zu schwachen Kupplungsfedern.
  • Alte Motoren, deren Dichtungen ein normales dickflüssiges Mineralöl zurückhalten können, sind u. U. mit einem sehr dünnflüssigen Synthetiköl überfordert. Undichtig­keiten können die Folge sein.

Deshalb Achtung!
Hochlegierte Mineral-, Teil- und Vollsynthetische Schmieröle aus heutiger Produktion, besonders 10W-40 oder 15W-40 vollsynthetische Öle, entsprechen in keiner Weise den Anforderungen der Motoren wie sie bis Ende der 70'er Jahre gebaut wurden. Die Verwendung solcher Öle kann zu massiven Materialschäden führen! Durch das Auflösen von Ablagerungen kann es zu Verstopfungen einzelner Ölkanäle und dadurch letztlich zu einem Motorschaden kommen.




Motorölwechsel

Der Ölwechsel sollte nach den Herstellervorgaben erfolgen! Mindestens aber einmal im Jahr durchgeführt werden, da Öl nicht unbegrenzt haltbar ist und somit die optimale Kühlung, Reinigung und Korrosionsschutz nicht mehr gewähr­leistet sind.
Auch wenn das Fahrzeug wenig oder nicht bewegt wird und in einer „trockenen“ Garage steht vermindert sich die Qualität des Öls. Durch Feuchtigkeit und Sauerstoff der Luft, findet eine sogenannte Oxidation und somit Alterung statt. Diese reduziert die chemische Stabilität und die Korrosionsschutz-Eigenschaften des Öls.

Tipps für den richtigen Ölwechsel:

Vorbereitung
  • Beim Kauf eines Öles immer den Kassenbeleg aufbewahren, damit man das Altöl dann beim betreffenden Händler wieder zur Entsorgung abliefern kann. Auf keinen Fall darf das Altöl im Restmüll oder in der Landschaft entsorgt werden!!
    1 Tropfen Altöl verunreinigt ca. 1.000 L Grundwasser!
  • Folgende Dinge sollten bereitstehen:
    a) richtiges Motoröl in ausreichender Men­ge (siehe Betriebsanleitung)
    b) neuer Dichtungsring für die Öl-Ablaß­Schraube
    c) wenn notwending, neuer Ölfilter inkl. O-Ring
    d) ein Auffangbehälter für das Altöl

Durchführung

  • Das Motoröl immer nur im warmen Zustand ablassen, damit sich möglichst alle Verunreinigungsrückstände in der Schwebe befinden und die Fließfähigkeit des Öls erhöht wird.
  • Den Verschluß der Einfüllöffnung entfernen, damit das Altöl schnel­ler abfließt.
  • Auffangbehälter unter die Ölwanne stellen und dann die Ablaß-Schraube lösen. Das letzte Stück der Schraube dreht man am besten mit der Hand heraus, damit sie nicht in den Auffangbehälter fällt. Aber Vorsicht, schützen Sie sich vor dem heissen Motoröl vor Verbennungen!!
  • Nun den Dichtring der Ablaß-Schrau­be austauschen und diese wieder einschrauben! Im heutigen Zubehörhandel gibt es teilweise auch Magnet-Ölablaß-Schrauben, welche dem Ölkreislauf metallische Abriebspäne entziehen.
  • Bei zusätzlichem Ölfilterwechsel sollte man zum Abschrauben der Ölfilterpatrone einen Ölfilterschlüssel oder Bandschlüssel benutzen. Setzen Sie die neue Patrone mit der Hand ein und ziehen Sie sie „handfest" an. Achten Sie auf das Auswechseln des O-Ringes, den Sie am besten vor dem Einsetzen ein wenig einölen!
  • Nun die benötigte Menge an Motoröl auffüllen. Führen Sie auf jeden Fall eine Ölstandskontrolle durch. Danach die Einfüllöffnung wieder verschließen und schon sind sie fertig!

Nach einigen Kilometern empfielt es sich den Ölstand nocheinmal zu kontrollieren.

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